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Das Gelübde

Inhalt

Der Dichter und Lebemann Clemens Brentano will nicht mehr Künstler sein. Zum Katholizismus konvertiert, begibt er sich im Jahre 1818 ins westfälische Dülmen, wo er auf eine Frau trifft, die seinem Entschluss, den profanen Dingen vollständig abzuschwören und sich ganz der „wundervollen Geistigkeit“ hinzugeben, weitere spirituelle Nahrung gibt… Anders als viele Kostümfilme hat „Das Gelübde“ etwas Flirrendes, Lebendiges an sich, das in der Sinnlichkeit der beiden großartigen Hauptdarsteller seine Entsprechung findet.„Ich brauche den Glauben und seine große Liebe zur Welt, ich brauche den Frieden, der darin geborgen liegt, um von meinem Selbsthass zu gesunden.“ Der Dichter und Lebemann Clemens Brentano will nicht mehr Künstler sein. Zum Katholizismus konvertiert, begibt er sich im Jahre 1818 von Berlin ins westfälische Dülmen, wo er auf eine Frau trifft, die seinem Entschluss, den profanen Dingen vollständig abzuschwören und sich ganz der „wundervollen Geistigkeit“ hinzugeben, weitere spirituelle Nahrung gibt. Bei der Frau handelt es sich um eine stigmatisierte Nonne. Die Wundmale Christi auf Brust, Stirne und Händen zeichnen ihren Körper. Seit fünf Jahren ist sie ans Bett gefesselt, gegessen hat sie ebenso lange nicht. Zahlreiche Gläubige pilgern ans Krankenlager der heiligen Frau, während die Preußen die Nonne von einer Untersuchungs-Kommission drangsalieren lässt. Brentano, der den Konflikt jener Jahre zwischen katholischer Anti-Aufklärung und preußischem Fortschrittsdenken hautnah am eigenen Körper erfährt, ist fasziniert von „diesem außergewöhnlichen Wesen“, möchte als „Schreiber der Wunder Gottes“ ihre Visionen protokollieren. Sich in einer Lebenskrise befindend, sucht er bei ihr Balsam für Seele und Schaffenskraft.Es handelt sich um eine verbürgte Begebenheit, von der der neue Fernsehfilm von Dominik Graf in gebotener Distanz erzählt. Und doch gibt „Das Gelübde“ (Trailer), diese finstere Mär um Glaubenkraft und Willenstärke, um Heiligenzauber und Politik, zahllose Rätsel auf. Denn Graf greift nicht wertend in seinen historischen münsterländischen Mikrokosmos ein. „Graf schildert staunend, fast liebevoll, als beobachte er neidisch mit den Augen des Skeptikers, der selber nicht zum katholischen Wunderglauben finden kann“, schrieb „Der Spiegel“ nach der Uraufführung bei den Hofer Filmtagen. „Das Gelübde“ ist aber alles anderes als ein katholischer Erbauungsfilm. „Durch die Begegnung mit einem anderen lernt sich jemand noch einmal komplett neu kennen“ – ein zeitloser Stoff, findet Dominik Graf. Bis auf das Rezitieren von Briefen, die einige Erklärungen und tiefere Einsichten geben, überlässt der siebenfache Grimme-Preisträger den Zuschauer weitgehend seinem Schicksal. Das passt zum Wesen der rätselhaften Geschichte, dürfte aber den unvorbereiteten Zuschauer überfordern. Wer der „heiligen Geschichte“ nicht viel abgewinnen kann, dem bleiben die Schauwerte dieses in vieler Hinsicht erstaunlichen Films. Seit „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ sah man keinen historischen Film mehr, der mit solcher Könnerschaft, alte Bildwelten und moderne Filmästhetik verbindet. Erinnert das Spiel von Licht und Schatten wie bei dem Film mit Scarlett Johansson an die Gemälde Jan Vermeers, so glaubt man in der engen Stube Spitzwegs armen Poeten in der heiligen Nonne zu entdecken. Anders als herkömmliche Kostümfilme, in denen die Roben rascheln, hat „Das Gelübde“ etwas Flirrendes, Lebendiges an sich, das in der Sinnlichkeit der beiden großartigen Hauptdarsteller Misel Maticevic („Hotte im Paradies“) und Tanja Schleiff seine Entsprechung findet.